1 Der Monte Caslano

Geologische Karte
Vegetationskarte

Chronologie der Gesteinsformationen.

Vier paläogeographische Rekonstruktionen über aufeinanderfolgende Perioden veranschaulichen die Verschiebung der Entstehungsumgebung des Gesteins des Monte Caslano (siehe Sterne). Die Reise begann am Äquator und führte durch uralte Gebirgszüge, verschwundene Meere, neue Berge und jüngste Gletscher.

Die Geschichte des Monte Caslano ist durch eine Reihe von geologischen Ereignissen gekennzeichnet, die vor mehr als 340 Millionen Jahren ihren Anfang nahmen. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung, im Unterkarbon, waren die ältesten Gesteine des Bergs Teil der variszischen Gebirgskette, ein antiker Gebirgsbogen, der sich damals bis über den Äquator hinzog. Im Zuge der Plattentektonik verschob sich die Entstehungsumgebung des Monte Caslano nach Norden bis zu seinem aktuellen Breitengrad und wurde schliesslich in die Entstehung der Alpen miteinbezogen. Entlang des  Wanderwegs stösst man auf verschiedenartiges Felsgestein, das aus der quartären Auflage des Berges hervortritt (glaziale Moräne und Schotter). Manerhält so Einblick in eine geologische Geschichte,die sich durch ihre ausserordentliche Geodiversität kennzeichnet: Trotz der begrenzten Fläche sind tatsächlich alle wichtigen Gesteinsklassen vorhanden. So trifft man auf Sedimentgesteine, die in Fluss-, Delta- oder Meeresumgebungen gebildet wurden. Man kann magmatische, durch explosive Vulkanausbrüche entstandene Gesteine beobachten. Am ältesten ist jedoch das metamorphe Gestein, das durch den hohen Druck und die hohen Temperaturen während der Bildung der variszischen Gebirgskette entstanden ist. Deren Entstehung liegt wesentlich weiter zurück als die der Alpen, die ihrerseits für die Formation des heutigen Gebirgszuges verantwortlich ist. Die Vielfalt der Böden und die besondere Beschaffenheit des Berges sind der Ursprung seines überraschenden floristischen Reichtums. So gibt es auf diesem begrenzten Gebiet tatsächlich etwa 600 Gefässpflanzen (Farne und Samenpflanzen) sowie 150 Moosarten. Nebst den einheimischen Arten haben sich auf dem Berg zahlreiche exotische Pflanzen (Neophyten) eingenistet, die aus Gärten oder Kulturen stammen.

 

Viele dieser Arten, die im Laufe des Jahres alternierend fast über das ganze Jahr blühen, sind auf dem Weg durch die verschiedenen Zonen des Berges gut zu sehen. Der Aufstieg führt zunächst durch die Laub- und Kastanienwälder auf dem sauren Boden des Nordhangs. Dann geht es quer durch den Gebüschwald mit seinen Hopfenbuchen, die auf den karbonatreichen Böden des steilen Südhangs gedeihen. An besonders unwegsamen und stark besonnten Stellen weist dieser auch nackte Felswände und Trockenwiesen auf. Schliesslich erreicht der Weg den Gesteinsschutt auf der östlichen Bergflanke, auf denen vor allem Formationen von Pionierpflanzen auftreten.

Dies ist einer der Gründe, weshalb der Monte Caslano schon vor längerer Zeit in das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen wurde und ein Gebiet von nationalem und kantonalem naturalistischen Interesse darstellt. Auf dem ganzen Berg ist das Sammeln von Blumen und Pflanzen, das Fangen von Tieren sowie das Sammeln von Steinen und Fossilien verboten.

Fotos: Museo cantonale di storia naturale