9 Südalpiner Buschwald mit Hopfenbuche und Manna-Esche

Bosco cespuglioso sudalpino

Adaptation von: P. Schildknecht & C.A. Burga, Geographisches Institut der Universität Zürich, 2008

Fotos: 1. G. F. Lucchini, 2. A. Riva, 3. G. F. Lucchini

Bosco cespuglioso sudalpino
Bosco cespuglioso sudalpino
Bosco cespuglioso sudalpino

Fruchtbildung der Hopfenbuche erinnert in Form und Grösse an Hopfenzapfen, daher der Name "Hopfenbuche" oder die französische Bezeichnung "Charme houblon".

 

Illustrationen aus:  Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete; Band 1, 1967 und Band 3, 1972; Hess, Landolt und Hirzel, Birkhäuser Verlag (Springer Nature).

Bosco cespuglioso sudalpino

Diese Waldform zeichnet sich durch eine niedrige nicht zusammenhängende Baumschicht aus, die kaum höher als 15 Meter wächst. Die dominierende Baumart ist die Hopfenbuche, gefolgt von der Manna-Esche, der Flaumeiche und in geringerem Masse vom südlichen Zürgelbaum. Sträucher sind besonders zahlreich. Es gibt insgesamt etwa zwanzig Arten, darunter den Gemeinen Goldregen, den Liguster, den Mäusedorn und den Feldrittersporn.


Dieser wärmeliebende (thermophile) und trockenresistente Wald enthält zahlreiche seltene krautige Pflanzen wie die Christrose sowie submediterrane Arten wie der zartblättrige Spargel, die straussblütige Margerite und der violette Dingel. In offeneren Gebieten gedeihen auch krautige Arten, die für lichte, thermophile Waldränder typisch sind. Zum Beispiel der blutrote Storchschnabel, die ästige Graslinie und der venezianische Haarstrang.


Der vorwiegend aus Hopfenbuchen bestehende Buschwald breitet sich auf karbonatreichen Böden aus, was aus dem Vorkommen der zahlreichen Pflanzen ersichtlich ist, die diese Art von Boden bevorzugen. In der Schweiz gedeiht er nur südlich der Alpen, insbesondere im Hügelland des Südtessins sowie in den südlichen Tälern
Graubündens. Auf dem Monte Caslano besiedelt er die dolomithaltigen Böden des steilen Südhangs, die warm und trocken sind.

Auf diesen Dolomitböden wachsen auch besondere Pilze. Hier finden wir mediterrane thermophile Arten wie den Kaiserling, einen der beliebtesten Speisepilze, oder den stattlichen blaugestiefelten Schleimkopf, auch Schleiereule genannt, ebenfalls eine gesuchte Delikatesse. Weiter gedeiht hier der Satanspilz mit seinem  bauchigen Stiel und einem Leichengeruch. Auch selten Pilze sind hier zu finden, wie der goldporige Röhrling (Aureoboletus gentilis) und der vom Aussterben bedrohte Grosse Krempentrichterling (Leucopaxillus macrocephalus). In der Schweiz wurde er nur an vier Standorten im Tessin entdeckt, daher trägt unser Kanton eine ganz besondere Verantwortung für dessen Erhaltung.


Bis in die 1950er Jahre wurde der Hopfenbuchen- Buschwald als Niederwald bewirtschaftet und intensiv zum Schlagen von Brennholz genutzt.

Fotos: 1, 2 , 3, 5, 6, 7, 8.  Museo cantonale di storia naturale, 4. Elvezio Römer,